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Inhalt
«sounds and silence» ist ein musikalisches Roadmovie über den leidenschaftlichen
Weg eines Musikbesessenen.

Unterwegs durch eine Welt der Töne, Klänge und Geräusche – mit Manfred Eicher, dem bedeutenden
Entdecker und Vermittler zeitgenössischer Musik und Gründer des Musiklabels ECM.
Wir begegnen auf dieser Reise Musikern und Komponisten, aber auch Menschen und Orten, die mit
ihm und untereinander in Beziehung stehen. Wir treffen auf Geschichten, Landschaften, Städte, auf
Auseinandersetzung und Umarmungen, auf Beschaulichkeit, Hektik, Arbeit, Selbstzweifel, Freude,
Passion.
Eine Spurensuche an Konzerten, in Aufnahmestudios, in Hinterzimmern und an Wegrändern mit den
Musikern Arvo Pärt, Eleni Karaindrou, Dino Saluzzi, Anouar Brahem, Gianluigi Trovesi, Marilyn Mazur,
Nik Bärtsch, Kim Kashkashian, Jan Garbarek und vielen weiteren.
Ein sinnliches, eindringliches und meditatives Roadmovie, dem Aussergewöhnliches gelingt:
Die Magie der Musik einzufangen.
     
     

Die Regisseure Peter Guyer und Norbert Wiedmer zu ihrem Film


Das erste Mal begegneten wir Manfred Eicher bei Dreharbeiten. Er und Bruno Ganz im Radiostudio
in Zürich bei Sprachaufnahmen von T.S. Eliots „Das wüste Land“: Stimme, Musik, dann
absolute Ruhe. Eine Konzentration, die den Raum erfüllte. Eine Diskussion im Flüsterton um die
richtige Pausenlänge, dann ein erneuter Versuch... Es war faszinierend, den beiden beim Hören
und Zuhören zuzuschauen. Die Konzentration und die Leidenschaft in die Gesichter geschrieben.
Da ein Runzeln auf der Stirn, dort ein Glänzen in den Augen, ein Räuspern und ein Blick zum
Andern. Und wieder Stille...
Das zweite Mal trafen wir Manfred Eicher am Firmensitz von ECM. Eine Betonburg neben der
Autobahn München-Lindau, Ausfahrt Gräfelfing. Lange mussten wir suchen, bis wir neben einem
alles dominierenden Eingang eines HiFi-Discountmarktes das unscheinbare Schild „Editon of
Contemporary Music / ECM“ fanden. Im obersten Stockwerk eine Türe wie zu einem Lagerraum.
Dahinter sechs Zimmer, nüchtern eingerichtet, einzig belebt durch die mit CDs zum Bersten vollen
Holzregale. Vor den Fenstern, in verwitterten Eternitwannen, ein paar Ziertannen. Der Blick
auf die Schlaufe der Autobahnausfahrt. Hier trafen wir ihn wieder, den Gründer, die Seele, den
Motor von ECM. Er sass hinter seinem Schreibtisch, den Kopf in die Hände gestützt und hörte
aus den in die Jahre gekommenen Studiomonitoren eine Musikprobe. Eine helle Frauenstimme
überstrahlte die spätherbstliche Nebelstimmung.
Eleni Karaindrou, die griechische Komponistin, sagt im Film ein paar bemerkenswerte Sätze über
Manfred Eicher: „Dort wo Manfred arbeitet, setzt er sich voll und ganz ein. Das ist das Wesen der
Leidenschaft. Er gibt sich dem Moment hin und gehört dann voll und ganz dem jeweiligen Künstler“.
Es ist die Leidenschaft, die Konzentration, das Verschmelzen mit der Arbeit, die diesen kostbaren
Moment, wo die Zeit stehen zu bleiben scheint, herzustellen vermag. Diesen Zustand zu erfassen
und weiterzugeben, das ist die Faszination unserer filmischen Arbeit.
„Köln Concert“ von Keith Jarrett, „Officium“ von Jan Garbarek und dem Hilliard Ensemble, „Tabula
Rasa“ von Arvo Pärt ... Es gibt kaum jemanden, der nicht schon Musik aus dem Haus ECM
gehört hat. Man kennt einzelne Werke oder Künstler, kaum aber das Netzwerk, dessen Teil sie
sind. Und schon gar nicht den Mann, der das Netzwerk formt und zusammenhält. Dabei ist ECM
das einflussreichste Label für zeitgenössische Musik und Manfred Eicher der bedeutendste Produzent
in diesem Bereich. Weltweit.
Doch es geht uns nicht um Quantität und Superlative. Es geht uns um künstlerische Inhalte, um
musikalische Qualität und um die ganz besonderen Bedingungen, unter denen sie entstehen.
Trotz der Grösse und Vielfalt der Palette, die inzwischen über 1’000 Veröffentlichungen umfasst,
und trotz des kommerziellen Erfolgs produziert ECM nicht Mainstream, ist die Edition of Contemporary
Music keine Fliessbandfabrik für Musik. Sie ist im Reich der Töne, was Hans-Magnus Enzensbergers
„Andere Bibliothek“ bei Eichborn im Reich der Wörter ist: eine Garantin für das intelligente
Besondere. Manfred Eicher steht für Musik, die nicht nur konsumiert werden will, und für
Künstler mit Lebensgeschichten, Überzeugungen und herausragendem Können.
Diese Welt wollen wir vor Augen und zu Ohren führen. In Zeiten von MusicStar-Retorten, Videoclip-
Überreizung, Soundtrack-Zumüllung und kommerziellem Allgegenwärtigkeitsanspruch wollen
wir Musik filmisch anders und Film musikalisch anders behandeln. Bildwelten schaffen, statt
Kürzestsequenzen zusammenpuzzeln, Tönen nachgehen, statt Sounds reproduzieren – und
auch der Stille Raum geben. Nicht das fertige Produkt in Szene setzen, sondern die Entstehung
von Musik begleiten, ihre Bedingungen erkunden und ihre Bedeutung ergründen: Menschen entdecken,
Stimmungen folgen, Erklärungen finden, Töne einfangen – und das Viele zu einem Ganzen
verdichten, zu einer konzertierten Reise durch Klanglandschaften.
Der Musik auf der Spur.

GeGestaltung: Eva Rolli | Programmierung: macREC